Was ich Ihnen schon immer ...!

Der Kernölbotschafter bleibt am Ball

12. Februar 2020: Sehr geehrte Frau Dr. Pamela Rendi-Wagner!

Manchmal ist es einfach so: Wenn man kein Glück hat, kommt Pech auch noch dazu. Da waren Sie endlich dabei, die ersten größeren Geschütze gegen den Kanzler aufzufahren, und plötzlich versetzt Ihnen ausgerechnet die KronenZeitung, längste Zeit das schreibende Sprachrohr des von euch Sozen so beschworenen kleinen Mannes, einen bitteren Stich ins Herz des gerade erst zart aufkeimenden Selbstbewusstseins.

In der bunten Sonntagsbeilage des rotweißroten Leitmediums, seit jeher unfassbar kreativ Krone Bunt betitelt, fand sich unter dem Aufmacher Das Jahrhundert der Frauen eine Rangliste der weiblichen Prominenz Österreichs. Die Top 100 jenes Geschlechts, das nur mehr solche Männer schwach nennen, die unbedingt wissen möchten, wie sich ein von geballter Frauen-Power losgetretener Shitstorm am eigenen Leib anfühlt.

Warum Karoline Edtstadler die Liste anführt, liegt jenseits meines Erkenntnishorizonts. Wohl ist sie Europaministerin und gilt als knallharte Karrieristin, aber gute Ellbogentechnik allein sorgt nicht für Bekanntheit und Bedeutung. Es könnte aber sein, dass die perfekte Message Control des Kanzlers wieder zugeschlagen hat – zähneknirschend nahm er zur Kenntnis, dass er diesmal ausnahmsweise nicht von der Spitze des Rankings lachen konnte. Daraufhin machte Sebastian Kurz seinen Einfluss geltend, damit es wenigstens eine ihm genehme Dame tut.

Jetzt denken Sie bestimmt: „Diese Sorge möchte ich haben!“, Frau Dr. Rendi-Wagner. Verständlich, denn mit den Spitzenplätzen der 100 wichtigsten Frauen Österreichs haben Sie nicht wirklich viel zu tun. Genauer gesagt, gar nichts. Ihr Zeigefinger musste auf der Liste ein ganzes Drittel nach unten rutschen, bis Sie Ihren eigenen Namen notiert fanden.

Als Vorsitzende der wichtigsten Oppositionspartei der Republik liegen Sie – gut festhalten! – am 33. Platz. Das löst entweder Depressionen oder den heftigen Wunsch aus, sich sofort einen Rausch des Vergessens anzusaufen. Wahrscheinlich fällt Ihr Rang deshalb auf eine Schnapszahl. An dieser Stelle hätten Sie das knallbunte Machwerk zuschlagen und sämtliche Krone-Abos aller SPÖ-Funktionäre auf einen Schlag kündigen sollen. Das haben sie nun davon, diese selbstgerechten, überheblichen, frechen Journalisten!

Aber … naja … Sie sind auch nur ein Mensch und als solcher von Natur aus neugierig. Also warfen Sie doch einen Blick auf die vor Ihnen gereihten Namen. Karoline Edtstadler? Die hat bestimmt jemanden bestochen. Doris Schmidauer? Kannte kein Schwein, hat aber immerhin gut geheiratet und ist jetzt First Lady. Brigitte Bierlein? Hätte ich verhindern können, habe ich aber nicht.

Sie schluckten die Erkenntnis, nun nie mehr erste Bundeskanzlerin Österreichs werden zu können, hinunter und gingen weiter die Liste durch. Bald setzte es den nächsten Tiefschlag – Mirjam Weichselbraun ist 14.! Dancing Stars und Opernball sollen wichtiger sein als Spitzenpolitik? Sie verstanden die Welt nicht mehr. Noch dazu macht dieses Blondchen Werbung für Spar Natur Pur! Wenn die sich vor eine Almhütte stellt und den versammelten Kühen „Ich will Bundeskanzlerin werden!“ zuruft, kriegt sie mehr Vorzugstimmen als der Strache eine Woche nach Ibiza!

Ihre Sehnsucht, wieder als Tropenmedizinerin zu arbeiten, muss übermächtig gewesen sein. Das verstehe ich, aber zugleich rufe ich Ihnen zu: Es gibt Hoffnung! Auf Platz 19 der einflussreichsten Frauen Österreichs finden Sie eine gewisse Eva Dichand. Als Herausgeberin hat sie einen großen Vorteil: Sie muss nicht rufen: „Ich will Bundeskanzlerin werden!“, sondern kann, kraft ihrer Zeitung, einfach eine machen. Vielleicht laden Sie die Dame auf einen Kaffee in die Löwelstraße ein und beraten darüber, wie Sie doch noch die Macht im Land ergreifen können.

Also besser das KronenZeitung-Abo doch nicht kündigen.

Freundschaft! Der Kernölbotschafter

Feder